Para-was? Paraben? Also, keine Parabene? Okay, der Reihe nach – warum werden Parabene benutzt und warum sind jetzt einige verboten worden?
Chemisch betrachtet sind Parabene die Salze und Ester der Para-Hydroxybenzoesäure. Hydroxybenzoesäuren werden aus Pflanzenhormonen gewonnen, die in den Blättern, Blüten und Wurzeln verschiedener Pflanzengattungen vorkommen.
Die pflanzlichen Hormone sind Bestandteil der Immunabwehr der Pflanzen, um Pathogene abzuwehren – Pathogene sind Erreger wie bspw. Bakterien. Das pflanzlich gewonne Paraben findet nun Verwendung als Konservierungsmittel in Kosmetika. So weit, so gut.
Wozu dienen Parabene überhaupt?
Parabene haben im Kosmetikum eine antimikrobielle und fungizide Wirkung. Sie töten also Mikroorganismen wie Pilze und Krankheitserreger ab und sorgen dadurch für eine längere Haltbarkeit.
Erlaubt ist eine bis zu 2%ige Konzentration in den Kosmetika, bei Lebensmitteln ist die Verwendung jedoch komplett untersagt. Doch in Pflegeprodukten schützen sie vor Keimbefall und ermöglichen so eine längere Verwendbarkeit.
Während Parabene als Konservierungsstoff also ihre Berechtigung haben, sind die Nebenwirkungen durchaus umstritten. Denn die gewünschte Wirkung der Parabene wird von einer Menge unerwünschter Nebenwirkungen begleitet.
Parabene stehen im Verdacht, Allergien auszulösen– auch wenn dies wissenschaftlich noch nicht belegt werden konnte. Gerade die direkte Verwendung auf der Haut und die Absorbierung des Kosmetikums sind problematisch.
Verbraucherschutzverbände fordern daher schon seit einigen Jahren, dass die Konservierung von Kosmetika mittels Parabenen unterbunden werden sollte.
Was sagt die Medizin zu Parabenen?
Auch vom medizinischen Standpunkt her sind Parabene umstritten. Hintergrund ist der, dass sich Parabene in deinem Körper anlagern und sogar toxisch wirken können.
Aber, und das ist der wahre Grund: Parabene sollen eine hormonähnliche Wirkung besitzen. Sie ähneln dem weiblichen Hormon Östrogen und können bei Männern die Produktion der Spermien beeinflussen, was sich negativ auf die Fruchtbarkeit auswirken könnte.
Aber auch allergieauslösend und krebserregend sollen Parabene sein. So konnte eine britische Studie beispielsweise Parabene in Brusttumoren nachweisen. Insbesondere bei gereizter Haut können nämlich Parabene leichter in den Körper gelangen und über den Blutkreislauf in die Organe und ins Fettgewebe gelangen, wo sie sich anlagern und schließlich den Hormonhaushalt beeinflussen – ein wichtiger Punkt bei beanspruchter Haut nach der Nassrasur von Gesicht und Körper.
Was sagt die Politik zu Parabenen?
Langzeitstudien konnten die großen Kosmetikhersteller bislang nicht liefern – obwohl die Europäische Union im Rahmen des Verbraucherschutzes dazu aufgefordert hatte. Das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) gab zumindest einige Hinweise, dass die Verwendung von Parabenen kritisch betrachtet werden sollte.
Die Europäische Union hat nun eine Entscheidung getroffen. Schon seit 30. Oktober 2014 dürfen Hersteller ihre Kosmetika, die mit Hilfe von häufig verwendeten Parabenen länger haltbar gemacht wurden, nicht mehr vertreiben – zumindest innerhalb der Grenzen der Europäischen Union.
Konsequenterweise wurde mit Wirkung zum 30. Juli 2015 nach dem Willen der EU-Kommission der Verkauf von Kosmetika mit einigen Parabenarten verboten.
Anlass für das Verbot waren die unzureichenden Daten über die Risiken dieser Substanzen. Obwohl die Kosmetikhersteller gefordert waren, konnten sie eine Unbedenklichkeit nicht termingerecht liefern. Den genauen Wortlaut beschreibt die EU-Verordnung Nr. 358/2014.
Aufklärung zur Wirkung von Parabenen haben wir nun immer noch nicht bekommen – und zwar weder von den Herstellern noch von der Europäischen Union.
Ist das Teilverbot die richtige Lösung?
Wenn auch nur der Verdacht besteht, das Hormonsystem eines Menschen könnte beeinflusst oder sogar geschädigt werden, sollte man auf den Risikostoff eigentlich verzichten. Dennoch werden weiterhin Parabene eingesetzt.
Denn nicht alle Parabene wurden verboten. Es handelt sich also nur um eine Teilverbot einzelner Parabenarten. Dazu gehören Isopropylparaben, Isobutylparaben, Phenylparaben, Benzylparaben und Pentylparaben. Für andere Parabene gilt weiterhin die Höchstdosierungsgrenze von zwei Prozent.
Obwohl viele Kosmetikhersteller das Parabenteilverbot nun als Anlass nehmen könnten, ihre Produktion dauerhaft umzustellen, verwenden sie die weiterhin erlaubten Parabene als Konservierungsmittel. Dennoch gibt es gute Alternativen, die ebenfalls vor Keimbefall schützen.
Wie werden die Kosmetika parabenfrei?
Einige Pflegehersteller setzen bereits seit längerer Zeit freiweillig auf eine alternative Konservierungsweise und verzichten vollkommen auf Parabene. Die Verwendbarkeit leidet darunter nicht, denn auch diese Kosmetika sind geöffnet mindestens sechs Monate haltbar.
Eine Alternative zu Parabenen ist Methylisothiazolinon. Doch hier warnte schon die Stiftung Warentest, dass Methylisothiazolinon problematisch sei und zwar Mikroorganismen abtöte, aber auch bei vielen Menschen Allergien auslösen könne.
Ein Anstieg von Gesichtsekzemen nach der Anwendung von Methylisothiazolinon verwendenden Kosmetika sei durchaus feststellbar. Das Bundesamt für Risikobewertung hielt im direkten Vergleich sogar Parabene für verträglicher!
Ein alternativer, unproblematischer Konservierungsstoff ist beispielsweise Phenoxyethanol. Für die leicht ölige, konservierende Flüssigkeit erlaubt die deutsche Verordnung über kosmetische Mittel eine Konzentration bis zu einem Prozent. Phenoxyethanol ist kaum allergen und sorgt ebenfalls für eine verbraucherfreundliche Nutzungsdauer.
Zudem können Hersteller ihren Kosmetika weniger Wasser beimischen und Keimen dadurch ihre Lebensgrundlage entziehen. Oder aber, man greift statt zu Tiegeln lieber zu Tuben und Pumpspendern, die den Hautkontakt minimieren und somit den Keimbefall durch eine direkte Übertragung stark begrenzen. Tuben und Pumpspender erlauben eine hygienische Entnahme der Rasurpflege. weshalb auch Mornin’ Glory auf diese Verpackungsform setzt.
Ebenfalls empfehlenswert ist die gekühlte Aufbewahrung im Kühlschrank. Gar nicht so unüblich für Kosmetika und es sollte zumindest in Erwägung gezogen werden, da im Badezimmer oft warm-feuchtes Klima herrscht und dieses Milieu ideal für Keime ist. Eine Kühlung der Kosmetika wirkt dem entgegen.
Parabenfreie Produkte sollten erste Wahl sein
Männer mit Allergieproblemen sollten schon beim Kauf darauf achten, dass ihre Kosmetikprodukte möglichst komplett auf schädliche Konservierungsstoffe verzichten.
Wer ganz sicher gehen möchte, kann sich die kostenfreie ToxFox-App vom BUND herunterladen, die durch Scan des Barcodes alle hormonell problematischen Inhaltsstoffe auflistet. Alleine diese App hat schon dafür gesorgt, dass einige große Hersteller ihre Kosmetikaproduktion umgestellt haben.
Bei Mornin’ Glory indes war die Umstellung nicht notwendig, da hier schon bei der Konzeption der Rasurpflege auf durchgängige Parabenfreiheit geachtet wurde.
Aber – und das ist der springende Punkt – ein Weglassen der Parabene ist möglich und somit können auch parabenfreie Produkte eine gesunde Alternative zu den mit Parabenen haltbar gemachten Kosmetika sein. Die oben genannten Alternativen würden den großflächigen Einsatz der Parabene zumindest ziemlich überflüssig machen.
PD Dr. med. Gerd Gauglitz ist Oberarzt in der Klinik und Poliklinik für Dermatologie und Allergologie in München. Für Sunny Side Up schreibt er Artikel über Hautprobleme bei Männern und gibt Expertentipps für die Hautpflege.