Morgens eine warme Suppe löffeln? Zum Frühstück!? Wo gibt‘s denn so was? Ganz einfach – in Vietnam natürlich.
Ob Hanoi, Ho Chi Minh Stadt oder sonst wo in Vietnam, ist das morgendliche Straßenbild von Menschen geprägt, die auf kleinen weißen Plastikstühlen sitzen und ihren Tag mit einer schmackhaften Suppe beginnen.
Kinder auf dem Weg zur Schule, Beamte vor der Arbeit oder die Männer von der Stadtreinigung – alle essen sie Phở, die vietnamesische Frühstückssuppe. Und das aus gutem Grund!
Wer ist eigentlich dieser Phở?
Manch einer würde simpel sagen, Phở sei eine warme Nudelsuppe. An der Aussage ist an sich nichts falsch. Aber dann könnte man auch sagen, Fußball sei nur ein Sport. So wenig, wie Fußball nur ein Sport ist, so wenig ist Phở nur eine Nudelsuppe.
In seiner Grundform ist Phở (als „Phau“ ausgesprochen) eine klare Nudelsuppe in einer kräftigen Brühe, die entweder mit dünn geschnittenem Rindfleisch (Phở bò) oder Hühnerfleisch (Phở gà) gereicht wird. Die Nudeln bestehen wie in den meisten asiatischen Ländern aus Reis. Bis hierhin unterscheidet sich das Ganze noch nicht sonderlich von der Nudelsuppe aus Muttis Küche.
Doch das eigentlich Besondere befindet sich neben der Suppenschüssel: Auf einem Beistellteller bekommt man zur Suppe eine Bandbreite von Gewürzen, Kräutern und Grünzeug geliefert. Damit wird jeder zum Hobbykoch, der seinem Phở einen individuellen Touch verleihen möchte.
Selbst ist der Koch
Wie sieht diese Beilage nun genau aus? Bei den Kräutern und dem Grünzeug findet man meist weißen Lauch, Koriander, Minze, Sojasprossen, Thai-Basilikum und Mungobohnenkeime. Ich muss ehrlich gestehen, dass da auch noch andere Kräuter dabei waren, bei denen ich aber bis heute nicht weiß, um was es sich gehandelt hat…
Zum Würzen werden frische Chilis, Limettenecken und weißer Pfeffer gereicht. Die Brühe an sich variiert je nach Region im Geschmack. Meistens werden aber Rinderknochen zusammen mit Ingwer, Pfeffer, Salz, Chili, Zimt, Sternanis und Koriander abgekocht.
Diese Variation an Gewürzen macht den Geschmack jeder Brühe einzigartig. Für die Vegetarier unter uns ist das Ganze natürlich auch kein Problem – in der Brühe verwendet man alternativ Tofu statt Fleisch oder genießt einfach nur den frischen Geschmack des Suppengemüses.
Suppe zum Frühstück macht das Sinn?!
Zum Frühstück einen Phở zu essen, war für mich keine schlimme Umgewöhnung. Letztendlich werden Schrippe, Käse, Marmelade und Kaffee im Magen ja auch zu einer großen Suppe.
Auf einer Reise durch Vietnam habe ich es dann gehalten wie die Einheimischen: Es begann kein Morgen ohne Phở. Selbst nach vier Wochen, wenn sich der normale Deutsche bereits seit dreieinhalb Wochen nach kräftigen Schwarzbrot sehnt, rückte ich nicht von meiner neuen Gewohnheit ab.
Aber hier geht es nicht um mich, sondern um euch. Denn im ersten Moment erscheint vielen eine Suppe zum Frühstück als etwas zu reichhaltig. Aber verglichen mit der Kalorienbilanz eines belegten Brötchens (ca. 540 kcal) schneidet eine Schüssel Phở (ca. 475 kcal) sogar besser ab.
Auch das Gesundheitsbarometer schlägt ganz klar Richtung Phở aus – wie schon Oma sagte, ist so eine Brühe eine ganz gesunde Sache. Koriander soll eine beruhigende Wirkung auf den Magen haben, mit einem guten Schuss Limettensaft kann man seinen Vitamin C-Haushalt aufstocken, und das Fleisch enthält eine gute Portion Zink, dem wichtigen Baustein eines intakten Immunsystems.
Ich könnte noch weiter machen, aber das reicht wohl als Argument vorerst aus.
Phở rasch geht die Zubereitung
Morgens ‘ne Suppe kochen, wie lang dauert das eigentlich? Wenn man die Brühe vorbereitet hat, nicht länger als ein 0815-Spiegelei. Sprich, wenn man morgens Phở essen möchte, sollte man an den Tagen zuvor oder am Wochenende eine größere Menge an Brühe angesetzt haben.
Morgens erhitzt man einfach so viel man möchte, den Rest friert man portionsgerecht ein. Die anderen Zutaten erledigen sich wie von allein. Man kocht die Nudeln wie beschrieben ab und schneidet das Fleisch in ganze dünne Stücke. Beides übergießt man dann einfach mit der siedenden Brühe, so gart das Fleisch durch, bleibt dabei aber saftig.
Am Tisch kann dann jeder seiner Kreativität freien Lauf lassen und sein Phở nach Belieben feintunen. Für mich sind die Limetten ein absolutes Muss in jedem Phở – diese säuerliche Frische ist für mich der perfekte Start in den Tag.
Schnelles Rezept für schmackhaften Phở
Zu guter Letzt gebe ich euch hier mein Absolut-Übergeiles-Phở-Rezept. Nicht… Ein perfektes Phở-Rezept gibt es nämlich überhaupt nicht. Bei Phở geht es gerade darum, dass kein Gericht dem andern gleicht. Dennoch würde ich euch vorschlagen:
01 Geht in den Asia-Laden eures Vertrauens und kauft ja nach Belieben die frischen Zutaten, die ich im Text genannt habe
02 Nehmt euch beim ersten Mal Kochen wirklich Zeit. Seid kreativ und probiert aus, auf was ihr Lust habt
03 Wenn ihr euch bei irgendetwas unsicher seid, findet ihr im Internet eine Menge an Grundrezepten, die bestimmt hilfreich sind
04 Lasst es euch schmecken!
Wenn doch alles in die Hose geht, findet man in fast allen größeren deutschen Städten gute vietnamesische Restaurants, die günstige und trotzdem fantastische Phở anbieten. Also in diesem Sinne: Ran an die Schüssel!