Jeder hat seine eigenen Tricks, mit Stress umzugehen. Einige stecken sich eine Fluppe an, andere essen jede Menge Schokolade, wiederum andere gehen zehn Kilometer joggen oder knabbern an ihren rissigen Fingernägeln. Dass auch eine Nassrasur wirkliche Entspannung bringen kann, zeigt das Beispiel Leonard Cohen.
Leonard Cohen, der altehrwürdige Singer-Songwriter aus Kanada, war ein guter Junge und hörte seiner Mutter stets zu. Da seine Mutter ihre reiche Lebenserfahrung gerne teilte, bekam der junge Leonard viele gute Tipps, die ihn sein Leben lang begleiteten – bis heute.
So gab ihm seine Mutter in jungen Jahren schon den Rat, dass, wann auch immer er gestresst, konfus oder aufgewühlt sein sollte, er alles stehen und liegen lassen solle, um sich zu rasieren. Und so kam es, dass er diese Art des Stressabbaus und der Entspannung wählte: Leonard Cohen rasierte sich, wann immer er einen klaren Kopf bekommen wollte.
1972, zum Ende einer Tour in Jerusalem, wollte er seine weltberühmten Songs vorführen. Er stand auf der Bühne, sang, aber nach einigen Liedern musste er abbrechen. Seinem Publikum sagte er, dass er die Songs nicht spüre und er sein Publikum nicht betrügen wolle.
Der Autor von Liedern wie „Suzanne“, „First we take Manhattan“ und „Hallelujah“ – sein wohl berühmtester Song, der von diversen Sängern gecovert wurde – ging von der Bühne und teilte seinem Management mit, dass er nicht mehr spielen möchte. Sein Publikum solle deshalb das Eintrittsgeld zurückerstattet bekommen.
Aber sein Publikum, anstatt zu buhen, begann, ein hebräisches Lied zu singen: „Zim Shalom“ (zu Deutsch: Wir bringen dir Frieden). Während Cohen, jüdisch erzogen, dem Gesang backstage lauschte, zündete er sich eine Zigarette an und rasierte sich. Im Anschluss ging er unter großem Beifall wieder auf die Bühne und spielte sein Abschlusskonzert zu Ende.
Sogar einen Song schrieb Leonard Cohen über das Rasieren, den „Dress Rehearsal Rag“. Im Text beschreibt er das schlechte Gefühl, das er hatte, wenn er nicht rasiert war. Ein kleiner Auszug: „… and a bitter voice in the mirror cries, ‘Hey, prince, you need a shave.’” Deutlicher konnte er nicht ausdrücken, wie befreiend die Nassrasur auf ihn wirkte.
Zwei Dinge lernen wir von der rührenden Geschichte: Man sollte erstens immer auf seine Mutter hören und Ratschläge von ihr annehmen und zweitens, dass man mit einer bedächtig ausgeführten Nassrasur sogar Stress abbauen kann, um anschließend zu neuen Spitzenleistungen auflaufen zu können.
Mehr spannende und kurzweilige Anekdoten zu dem Ausnahmetalent Leonard Cohen kannst du auch in der neuen Biographie „I’m Your Man: The Life of Leonard Cohen“ von Sylvie Simmons nachlesen. Und danach einfach den Stress wegrasieren …