Styling wurde schon in der Steinzeit nicht überbewertet: Während Höhlenmädchen sich mit Farbe anmalten, kratzen die Jungs sich mit Steinen im Gesicht rum. Soweit man die Geschichte auch zurückverfolgt, stößt man auf Belege für Rasur. Wie das damals ablief und welche Gründe es daür gab, lest ihr hier.
Rasieren ist durchaus keine moderne Erfindung: Schon die Höhlenmädchen konnten bei ihren Jungs offenbar auf glatte Wangen setzen. Funde aus der Steinzeit belegen, dass Männer sich schon damals rasierten. Sie benutzten dafür Feuersteine oder Klingen aus Obsidian, einem vulkanischen Glasstein.
Eine Rasur hatte wohl auch damals schon praktische Gründe wie Hygiene oder Hitzeempfinden – so genau weiß das heute allerdings keiner mehr. Der Informationswert von Höhlenmalerei ist nun mal begrenzt. Nur einige Jahrtausende später ging es vielmehr um Status statt ums Stoppelentfernen.
Rasur als Männlichkeitsritual
Die ersten sicheren Belege für die männliche Rasur stammen aus dem 15. und 16. Jahrhundert vor Christus. Vieles deutet darauf hin, dass die Rasur damals als Männlichkeitsritus zelebriert wurde. Männliche Stammesmitglieder bekamen ein Rasiermesser, wenn sie vom Jungen zum Mann wurden – woran das damals festgemacht wurde, wollen wir gar nicht so genau wissen.
Wahrscheinlich musste man erst erfolgreich einem Säbelzahntiger ausweichen und anschließend einen Mammut mit der bloßen Faust k.o. schlagen. Wie auch immer: das persönliche Rasiermesser wurde der Mann sein Leben lang nicht mehr los, es wurde einem sogar ins Grab gelegt. Na, herzlichen Dank auch!
Rasur als Statussymbol
Die Funde in altertümlichen Grabmählern (um 1000 vor Christus) deuten darauf hin, dass nicht jeder Lumpi so ein Rasiermesser hatte. Ein Rasiermesser war ein Gegenstand gesellschaftlicher Abgrenzung oder Auszeichnung. Man gönnt sich ja sonst nichts! Wie heute der Pornobalken, die Hipster-Vollmatte oder eine Banker-Glattrasur waren Rasurgewohnheiten offenbar auch damals schon bestimmten Gruppen einer Gesellschaft zuzuordnen.
Das galt nicht nur innerhalb von Gesellschaften: Dokumente aus dem 1. Jahrhundert nach Christus bis ins frühe Mittelalter belegen, dass verschiedene Bartformen auch zur Abgrenzung zwischen Angehörigen verschiedener Volkstämme dienten. Wurden die Grenzen eines Reiches erweitert, musste sich die Bevölkerung häufig nach den Sitten der Sieger „scheren und kleiden“. Zum Glück ist Rasur heute Privatsache; nicht auszudenken, wenn hierzulande jede Frau Angelas Damenbart tragen müsste.
Rasur als Modephänomen
Was wir schon lange geahnt haben: Rasieren ist was für große Männer. Karl der Große zum Beispiel war glattrasiert und da der offenbar gut ankam, hielt die Rasur langsam Einzug in die Mode. Im frühen Mittelalter waren besonders die Herrscher oft bartlos. Zu Beginn des Hochmittelalters (soll heißen im Jahr 1000) schwappte dann aus Frankreich die Mode der Bartlosigkeit auch nach Deutschland hinüber.
Rasieren passte zum jugendlichen Schönheitsideal, das glatte Wangen und jugendlich bartlose Haut propagierte und setze sich so in den adeligen Schichten immer mehr durch. Weniger begeistert davon waren die Geistlichen – bisher war die Bartlosigkeit nur in Klöstern üblich gewesen und diente als wichtiges Abgrenzungsmerkmal zur weltlichen Bevölkerung – neben den modischen Kutten, die der heiligen Morgenlatte immer den nötigen Spielraum verschafften. Der Trend zur Bartlosigkeit war jedoch nicht mehr aufzuhalten.
In den letzten Jahren gibt es zwar wieder mal einen leichten Trend zum Bart, gerade in den hippen Metropolen dieser Welt. Doch als Kenner der Geschichte sagen wir: Das kann nicht lange anhalten. Und in der Zwischenzeit gibt es jenseits der Gesichtsbehaarung noch immer genug zu tun – siehe unseren Magazinartikel zur Körperbehaarung bei Männern. Denn auch unterhalb des Doppelkinns gibt’s genug Haare. Und jetzt ran an die Axt …