Das Thema Aluminiumchlorid ist ja aktuell in aller Munde. Viele sehen in dem Thema einen Hype, um Bioprodukte salonfähig zu machen, und greifen morgens getrost zu ihrem Deo. Andere weisen auf die Risiken hin, die von Aluminiumchlorid ausgehen könnten. Dazu sollen die Begünstigung von Brustkrebs und Alzheimer zählen, was aber bislang in Studien nicht endgültig verifiziert werden konnte.
Wofür wird diese Substanz überhaupt verwendet? Nun, Aluminiumchlorid hat eine stark adstringierende Wirkung, was dafür sorgt, dass die Schweißporen sich schließen. So sollen unangenehme Gerüche, die durch das bakterielle Zersetzen des Schweißes entstehen, vermieden werden. In Antitranspirants und Deodorants wirkt es so der Geruchsbildung entgegen.
Die aktuelle Tendenz in der Medizin ist jedoch, wenn nicht unbedingt notwendig, diese Substanz eher zu meiden. Vor allem nach dem Rasieren, beispielsweise der Rasur der Achseln, könnte die Penetration mit Aluminiumchlorid erhöht sein. Insofern sollte man den Inhaltsstoffen bei verwendeten Deodorants durchaus Beachtung schenken oder zumindest sechs Stunden warten, bevor ein Deo aufgetragen wird.
Die EFSA (also die European Food Safety Authority, die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit) geht davon aus, dass eine wöchentliche Aufnahme von bis zu einem Milligramm Aluminium pro Kilogramm Körpergewicht unbedenklich wäre, also 0,143 Milligramm pro Kilogramm und Tag – das bedeutet, ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung überschreitet diesen Grenzwert schon durch die Aufnahme über die Nahrungsmittel.
Das muss aber nicht heißen, dass diese Menschen davon krank werden. Anhand von Tierversuchen wurde festgestellt, dass für eine chronische Vergiftung die Aufnahme über einen langen Zeitraume jeden Tag mehr als 50 bis 100 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht betragen müsste.
Aber nicht nur über Nahrungsmittel, auch über Kosmetika nimmt der Mensch Aluminiumchlorid über die Haut auf. Die französische Arzneimittelbehörde AFSSAPS kam zu dem Ergebnis, dass eine gesunde Haut etwa 0,5 Prozent, eine beschädigte Haut hingegen bis zu 18 Prozent des Aluminiums aufnimmt, das über Kosmetika auf die Haut aufgetragen wird.
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in Berlin gibt eine absolute Aufnahme von 10,5 Mikrogramm an und schätzt, dass diese Menge bei geschädigter Haut, wie zum Beispiel nach einer mechanischen Beanspruchung der Haut nach der Rasur, auf ein Vielfaches steigen könnte.
Da nur etwa 0,1 Prozent des in der Nahrung vorhandenen Aluminiums bioverfügbar sind, folgt aus dem Grenzwert der EFSA, dass man etwa 0,143 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht und Tag aufnehmen kann – das hieße, allein mit einem aluminiumhaltigen Deodorant würde ein 70 Kilogramm schwerer Mann die akzeptable Tagesdosis nahezu voll ausschöpfen. Insofern hätte der Trend zu aluminiumchloridfreien Produkten durchaus eine wissenschaftliche Grundlage.
Dr. Gerd Gauglitz ist Dermatologe an der Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ludwig-Maximilians-Universität in München und schreibt Beiträge für Sunny Side Up über die Gesundheit und Pflege der Haut.